Für produzierende Unternehmen steigt der Wettbewerbsdruck im Zuge der Digitalisierung und Globalisierung. Viele produzierende Betriebe sehen sich vor Probleme gestellt, individuelle Anforderungen binnen kürzester Zeit mit hoher Qualität zu liefern und gleichzeitig die steigende Produktkomplexität zu managen. Wirtschaftliche Krisensituationen wie abgeschnittene Nachschubwege oder Lieferengpässe können für eine massive Einschränkung der Handlungsfähigkeit sorgen.
So ist es nicht verwunderlich, dass viele Hersteller und Unternehmen für die Herstellung der Produkte nach externen Lösungen suchen oder teilweise verarbeitete Unterbaugruppen oder Materialien von anderen Betrieben zukaufen.
Begriffsbestimmung
Ein Lohnfertiger ist ein Betrieb, der eine Fremdfertigung von Bauteilen als externer Auftragsteller anbietet. Hier garantiert ein Fertigungsunternehmen vertraglich für ein anderes Unternehmen eine bestimmte Produktmenge über einen festgelegten Zeitraum hinweg herzustellen. Lohnfertigung wird auch als Fremdarbeit oder „Verlängerte Werkbank“ bezeichnet.
Die umfasst beispielsweise Montagetätigkeiten oder CNC-Fräsen. Gleichfalls gehören das Verpacken und anfallende Nacharbeiten dazu.
Gründe
Für eine Fremdfertigung kann es viele Gründe geben. So kann beispielsweise ein Betrieb sämtliche eigenen Produktionskapazitäten ausgeschöpft haben. Daraufhin kann es unter Umständen zu Engpässen kommen. In solch einen Fall kann mit einer Lohnfertigung ein Ausgleich geschaffen werden. Genauso sinnvoll kann es sein, aus Kostengründen die Produktion auszulagern. Eine Fremdfertigung ist auch dann eine gute Lösung, wenn ein Fertigungsverfahren in der eigenen Firma nicht existiert.
Vorteile
Die Herstellung individueller Bauteile erfordert eine hohe Präzision, Flexibilität und eine schnelle Bereitstellungszeit. Unter Umständen kann dies für Firmen eine große Herausforderung sein. In diesem Fall kann mit einer Lohnfertigung, zeitlich, beim Material, in der Auftragsgröße und beim Prozess selbst flexibel reagiert werden.
Findet die Lohnfertigung in einem anderen Land statt, ist eine Produktion zu meist sehr niedrigen Kosten möglich. Nicht selten sind auch die entsprechenden Länder daran interessiert, die Lohnfertigung zusätzlich zu fördern, um Know-how aufzubauen.
Hat der externe Betrieb einen genau auf die Bearbeitung ausgerichteten Maschinenpark, wird es die Arbeiten weitaus effizienter ausführen können als der Auftraggeber. Entsprechend erhöht sich die Qualität der Fertigungsteile und die Bearbeitung verkürzt sich.
Die Unternehmen benötigen für die meisten Bearbeitungsschritte spezielle Fertigungsmaschinen. Werden diese lediglich für bestimmte Teile genutzt, ist eine Investition in die Maschinen nicht lohnenswert. Hinzu kommt, dass diese auch gewartet werden müssen. Eine Fremdfertigung ermöglicht ein Planen der Kosten, ohne selbst investieren zu müssen.
Um Auftragsspitzen meistern zu können, kann es erforderlich sein, zusätzliche Mitarbeiter einzustellen oder gar weitere Maschinen zu kaufen. In auftragsschwächeren Perioden sind diese dann überflüssige Kapazitäten. Fremdfertigung sorgt dafür, dass die Auftragsspitzen gemeistert werden können, ohne dass die eigenen Kapazitäten erweitert werden müssen.
Vorteilhaft ist weiterhin, dass die Aufträge durch ein lohnfertigendes Unternehmen schnell ausgeführt werden. Dort kann aufgrund der vorhandenen geeigneten Maschinen und das dortige Expertenwissen die Bearbeitung schnell erfolgen. Das auftraggebende Unternehmen hat dadurch die Kapazitäten, andere Bearbeitungsschritte auszuführen. Im Ergebnis erhält der Kunde das Endprodukt in kürzerer Zeit.
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